Entrepreneurship, Frauen, Gründergeschichten, Gründung, Marketing

Diese Frau will Kekse verkaufen: Laura Berg von KEKSZauber

So, nun starte ich endlich mit einem Projekt, daß mir schon lange im Kopf herum spukt:  UnternehmerInnen zu interviewen, die mit Ihrem Business wirklich Unternehmergeist versprühen.

Beginnen werde ich diese Reihe mit Laura Berg, die mit KEKSZauber „um die Ecke“  residiert. Von den ersten Gesprächspartnern, denen sie von ihrer Idee erzählte, bekam sie schon mal zu hören: „Sie wollen also Kekse verkaufen?“.


Das tut sie tatsächlich, aber eigentlich übermittelt sie Botschaften. Per Buchstabenkeks in Bio-Qualität in bisher drei Geschmacksvarianten.  Mit diesem Konzept hat sie in diesem Jahr den O²-Business-Wettbewerb gewonnen.

 
Was mich an ihrer Geschichte fasziniert: daß ihr Großvater 1977 seine Metzgerei aufgegeben hat, um ein Antiquariat für Bücher und Landkarten zu eröffnen – und zwar im gleichen Ladenlokal.
Der Mut zu Entscheidungen, die auf den ersten Blick zumindest ein wenig verrückt erscheinen, scheint also in der Familie zu liegen 😉
Beruflich gestartet ist Laura nämlich in der Tourismusbranche und hat dort schnell Verantwortung übertragen bekommen. Gleichzeit war das ein sehr gutes Trainingslager in Sachen Vertrieb, Marketing, strukturiertes Vorgehen und hartes Arbeiten.  Das familieneigene Antiquariat, das mittlerweile ihr Vater führt, bot ihr ebenfalls ein interessantes Erfahrungsfeld: Bereits als Jugendliche hat Laura ihren Vater auf Messen begleitet – auch international
 
Laura, ein Unternehmen in der Familie, das kann eineN ja auch vom eigenen Weg abhalten, oder?
Also, ich hatte nie das Gefühl, ich müßte Antiquariatsbesitzerin werden. Nach der Karriere in der Hotellerie hat meine Familie eher erwartet, ich übernehme ein Hotel irgendwo im Süden. Das wäre als Ruhesitz für sie ja auch ganz praktisch.  Nein, ich hatte immer das Gefühl, ich kann mein eigenes Ding machen und bekomme ihre Unterstützung. Nach dem Motto: „Wenn es gut durchdacht ist, warum nicht?“ Mein Vater ist übrigens auch einer meiner wichtigsten Sparringspartner für KEKSZAuber. Im Gegenzug unterstütze ich ihn mit meinem E-Commerce-Wissen derzeit dabei, für das Antiquariat einen neuen Online-Shop aufzubauen.
 
Wann und wie bist Du mit Deinem Projekt gestartet?
Die Idee hatte ich Ende Januar 2014. Mit den Planungen habe ich im März begonnen und zum 22. Mai mein Gewerbe angemeldet. Der Online-Shop startete am 1. September 2014. Sehr praktisch war, daß in der Planungszeit einige interessante Seminare angeboten wurden, z.B. vom IT-Speicher oder der IHK. Und es fanden ein paar interessante Messen statt, wo ich meine Idee testen konnte, z.B. auf der Biofach oder der Internetworld. 
 
Damit hast Du also das gemacht, was Prof. Faltin von der FU Berlin einen „proof of concept“ nennt?
Ja, ich habe auf den Messen die relevanten Stände besucht, ihnen von meiner Idee erzählt und das Feedback für mich ausgewertet.  Solange es nicht um Details ging, bin ich mit meiner Idee sehr offen umgegangen. Mir war wichtig, eine bunte Mischung an Reaktionen zu bekommen. Von Menschen, die mir vertraut sind und von Menschen, die ganz neutral ihre Einschätzung abgaben. Und mir war klar: Wenn ich die Idee umsetzen will, muß ich die richtigen Partner finden.
 
Die weitverbreitete Angst vorm Ideenklau hattest Du also nicht?
Nein. Denn nur mit der Idee kann jemand nicht viel anfangen. Das ist ja nur die Initialzündung. Ich habe aber immer Verschwiegenheit vereinbart, wenn es um Details und Zahlen ging. Also bei konkreten Gesprächen mit möglichen Dienstleistern oder Finanziers. 
 
Was waren die speziellen Herausforderungen Deiner Gründung?
Zunächst die Entwicklung von der Idee zum Keks. Die Kunst, einen Bäcker zu finden, der in zertifizierter Bio-Qualität frisch genau soviel liefert, wie gebraucht wird. Und dann produktionstechnische Feinheiten, in meinem Fall die Kombination von 3-D-Druck und aufwendiger Handarbeit an den Formen. Plus dazu einen Online-Shop auf die Beine zu stellen, mit dem sich leicht ganz persönliche Keksbotschaften erstellen lassen.
 
Ein wesentlicher Punkt war natürlich die Finanzierung:  Meinen Darlehens-Antrag hat die KfW abgelehnt. Ohne Erklärung, die für mich natürlich super hilfreich gewesen wäre.  Zum Glück gibt es in der Region Regensburg ein spezielles Finanzierungsprogramm für Gründungen, das Regensburger Startkapital,  über das ich nun meinen Start finanziert habe.
 
Punkt 3 war dann die Suche nach einem geeigneten Objekt, das bezahlbar ist, von der Lage her passt und die Anforderungen bzgl. Hygiene und Logistik erfüllt. Das nahm einige Zeit und Nerven in Anspruch.
 
Last but not least: Die krümelsichere Verpackung, damit die Beförderung mit der Post den Keksbotschaften nichts anhaben kann. Apropos Verpackung: wenn ich heute von einem Unternehmen einen Auftrag für 500 Päckchen Kekse bekomme, brauche ich schnell ein paar Personen mit Gesundheitszeugnis, die mit an- bzw. einpacken.
 
Was war für Dich die größte Überwindung?
Den Schritt wirklich zu tun und nicht zurück in die Hotellerie zu gehen.
 
Was gab und gibt Dir Sicherheit?
Das positive Feedback von vielen Seiten. Ich habe mein Vorhaben gründlich durchdacht und nicht „hopplahopp“ gegründet.  Mir die Zeit zum Planen zu nehmen und dann nichts draus zu machen, war für mich keine Option. Und ich traue es mir auch zu, nach einem möglichen Scheitern wieder aufzustehen und mein Krönchen zu richten. 
Ich könnte das Unternehmen auch nebenberuflich fortführen und meine Finanzierung ist so gestrickt, daß ich das Darlehen auch aus einem Angestelltenverhältnis heraus abzahlen könnt. Für mich hat sich der Schritt auf jeden Fall gelohnt, egal wie es endet.  Ich habe soviel gelernt, das kann mir keiner nehmen und ich bin mehrfach über mich hinausgewachsen. Meine Überzeugung ist: Es fliegt Dir nichts zu, aber Du kannst Dir alles erarbeiten. Ich hätte es mir auch nie verziehen, wenn ich es nicht probiert hätte.
 
Welchen privaten Veränderungen hat Deine Gründung mit sich gebracht?
Also es gibt sie natürlich, die  Leute, die die Idee erst doof fanden und jetzt, wo sich der Erfolg zeigt, sagen „Dir fliegt ja alles zu. Du hast einfach Glück“. Oder Menschen, die kein Verständnis dafür habe, wenn ich nicht mehr immer verfügbar bin, weil ich auf eine Messe fahre oder an einer Netzwerkveranstaltung teilnehme. Aber das sind Ausnahmen. Meine Freunde und natürlich meine Familie unterstützen mich tatkräftig: Zuerst bei der Renovierung und jetzt bei Auftragsspitzen. Und sie haben Verständnis dafür, daß ich als Unternehmerin meine Prioritäten nun anders setze.
 
Abgesehen von family & friends: Welche Personen waren für Dich besonders hilfreich?
Mein Gründungsberater, das Amt für Wirtschaftsförderung und der Mitarbeiter von der Lebensmittelaufsicht. Er hat sich mit mir vor der Anmietung das Objekt angesehen und mir genau gesagt, was ich verändern müßte, um die Anforderungen zu erfüllen.

Liebe Laura, herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute! 

Foto: Petra Homeier

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