Hier kommt mein Beitrag zu Claudia Kauscheders Blogparade „Wie geht´s Dir mit dem Alleinsein im homeoffice?“
Zur Vorgeschichte: Nun wohne ich zwar in einer (mittlerweile) wahnsinnig attraktiven Stadt, aber mit einem spannenden Job sah es für mich in Mitte/Ende der 90er Jahre nicht so gut aus. Deshalb pendelte ich zuerst fast drei Jahre nach Ingolstadt und anschließend über fünf Jahre nach Nürnberg. Pro Arbeitstag war ich also über zwei Stunden unterwegs, meistens im Zug, der sich für gewisse Arbeiten übrigens ganz ausgezeichnet eignet. In beiden Jobs mußte ich eine Vielzahl an Aufgaben eigenständig priorisieren und strukturieren. Bei meinem Nürnberger Arbeitgeber hatte ich bereits das Privileg, einen Tag in der Woche von zuhause zu arbeiten. Was sich im Nachhinein als perfektes Trainingslager herausstellte 🙂 Als Einzelkind habe ich außerdem sehr viel Übung darin, Dinge alleine zu tun.
Im November 2005 startete ich im homeoffice in die Selbständigkeit und war schon deswegen begeistert, weil die Pendelzeiten wegfielen und ich bei Sauwetter nicht mehr aus dem Haus und durch halb Bayern mußte. Fünf Faktoren, die außerdem sehr zum Gelingen beitrugen:
- Eine meiner ersten Handlungen war die Einrichtung eines geschäftlichen Telefonanschlusses – und zwar mit einem Anrufbeantworter, den ich auf komplett „lautlos“ einstellen kann. Meine private Telefonnummer blieb so von Anfang aus dem Spiel.
- Ich wohne nicht alleine, kann aber ungestört arbeiten. Mein Mann geht morgens zu einer festen Zeit aus dem Haus und kommt abends in einem gewissen Zeitkorridor nachhause. Wenn es nicht unbedingt sein muß, arbeite ich nicht, wenn er zuhause ist. Außerdem war meinem sozialen Umfeld schnell klar, daß ich – auch wenn ich zuhause bin – tatsächlich arbeite und für einen Plausch erst wieder am Abend oder im Rahmen eines Mittagessens zu haben bin.
- Apropos: Verabredungen zum Mittagessen (die dann auch gleich ein gewisses Ausmaß an Bewegung mit sich bringen) waren mir ebenso hilfreich wie Kontakte zu anderen „Heimarbeiterinnen“ via Skype
- Ich bin abends viel auf Netzwerkveranstaltungen unterwegs und seit Jahren im Vorstand der Business and Professional Women. Das bringt viel Austausch und reichlich Gelegenheit, im Team zu arbeiten, was ich genieße
- Für persönliche Beratungen verlasse ich mein homeoffice und immer wieder auch gerne mal die Heimatstadt.
Es gibt nur einen Personenkreis, dem ich das homeoffice nicht empfehlen würde: Allen die alleine leben. Weil ich davon überzeugt bin, daß es gut ist, andere Menschen nicht nur virtuell um sich zu haben. „Übergriffe“ seitens der Familie lassen sich hingegen mit Kreativität und Konsequenz gut in den Griff bekommen,
Im Jahr 2012 hatte ich eine Zusatzaufgabe als Mobilitätsassistenz, was überhaupt nur dank des homeoffice zu bewerkstelligen war. 2013 war es dann an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Deshalb habe ich mich bei der Coworking-Initiative eingeklinkt, die zunächst ca. einen Tag im Monat das gemeinsame Arbeiten ausprobierte. Schnell war mir klar, daß die Vielfalt der Professionen und Temperamente für mich, die sehr gerne über den Tellerrand schaut, eine schöne Abwechslung zur konzentrierten Arbeit „allein zuhaus“ bringt.
Im letzten Oktober eröffnete dann der erste gemeinschaftlich gegründete Coworking Space in Regensburg. Und seit 1. Februar bin ich mit an Bord – fünf Tage im Monat sitze ich nun im neep01 am Schreibtisch und finde es klasse.
Konzeptionelle Arbeiten und andere Aufgaben, die eine hohe Konzentration brauchen, erledige ich weiterhin im homeoffice. Beratungen via Skype oder Telefon ebenso. Für den neep-Tag sammle ich gezielt passende Aufgaben, was meine Arbeitswoche ganz neu strukturiert. Recherchen, Social-Media-Aktivitäten und Arbeiten, die ich weniger mag, erledige ich gerne im neep, wo andere Menschen auch brav vor sich arbeiten. Ich genieße die Energie, die dabei entsteht. Was sich auch gut anfühlt: das „sich auf den Weg machen“ und die Möglichkeit als Letzte nachhause zu kommen 😉
Was auch wichtig ist: Seit Jahresanfang habe ich einen straffen Plan, um trotz homeoffice genug Bewegung zu bekommen. Nicht nur deshalb werde ich das im letzten Jahr gestartete „Netzwerken im Gehen und im Grünen“ wieder aufnehmen, sobald die Temperaturen im zweistelligen Bereich angekommen sind.
Bzgl. Raum und Ausstattung habe ich noch zwei Wünsche:
- Im Hochsommer, wenn es mehrere Tage hintereinander heiß ist, hätte ich gerne ein kühles Ausweichquartier, z.B. im Erdgeschoß eines Gründerzeithauses. Wer also in Regensburg in einer derart kühlen Umgebung sitzt und im Sommer immer mal wieder einen Schreibtisch frei hat, darf sich gerne melden 😉
- Im Moment bin ich dabei, mir einen höhenverstellbaren Schreibtisch auszusuchen, damit ich zwischen Sitzen und Stehen wechseln kann und etwas überfordert von der Auswahl. Wenn hierzu jemand Tipps hat, die nehme ich gerne entgegen!
Ganz unabhängig von der Frage homeoffice oder nicht, wird es für mich Zeit für ein paar Neuerungen, was die Art zu arbeiten betrifft. Zwar arbeite ich weiterhin gerne ganz individuell und intensiv mit Menschen vor der Gründung oder mit Solo-UnternehmerInnen. Dazu will ich in Zukunft gerne mehr als bisher kombinieren: Die Arbeit mit Kooperationspartnerinnen an größeren Projekten, die Arbeit mit Gruppen und/oder die Mitarbeit in einer NGO.
Ein Anfang ist bereits gemacht. Ich bin gespannt, wie sich die Dinge entwickeln und noch neu entsteht.