Diversity, Frauen, Selbstmanagement, Ziele erreichen

Vereinbarkeit fördert Gleichstellung und sichert Zukunft

Ich freue mich, daß die Mittelbayerische Zeitung gestern meinen Gastkommentar zum Thema veröffentlicht hat. Allerdings fehlten zwei Details, die mir besonders am Herzen liegen. Aber wofür hat frau denn ein Blog! Hier also der gesamte Artikel.
Gleichstellung ist gesellschaftliche und wirtschaftliche Innovation, die sich rechnet. Sie hilft, die dringend benötigten Fachkräfte zu sichern, erhöht die Problemlösungskompetenz von Teams und stabilisiert die sozialen Sicherungssysteme. Handlungsbedarf besteht also nicht nur, weil lt. Allensbach-Umfrage jede zweite Frau mit dem Status quo unzufrieden ist.
Zentrale Voraussetzung dafür ist die Vereinbarkeit. Frauen und Männer gleichermaßen als Erwerbstätige und Menschen mit Fürsorge- und Erziehungsaufgaben zu sehen, ist Aufgabe von Männern und Frauen. Privat, politisch und in den Unternehmen. Es geht darum, gewohnte Denkmuster zu verlassen, Auswahl- und Beurteilungsprozesse umzustellen. Es kommt darauf an, selbstbewußt zu verhandeln und kreative Lösungen zu realisieren. Ein mühsamer Prozeß, zweifelsohne. Die Motivation stärkt Émile-Auguste Chartier: „Jede Veränderung erscheint unmöglich. Doch ist sie einmal erreicht, erscheint der Zustand, den man hinter sich gelassen hat, unmöglich.

Vereinbarkeit gelingt i.d.R. nicht, wenn Mann und Frau Vollzeit in Firmen arbeiten, die noch von der Präsenzkultur geprägt sind. Dies führt zu oft zu einem Phänomen, das Wissenschaftler „erschöpfte Familien“ nennen. Verständlich, daß viele – auch gut ausgebildete – Frauen prophylaktisch lieber zuhause bleiben. Unterstützt wird diese Tendenz von einer Vielzahl von Faktoren, z.B. einer männlich geprägten Unternehmenskultur, den Schwierigkeiten adäquate Kinderbetreuung zu finden oder dem Steuerrecht.
Es ist also auch an den Männern, ihre Arbeitszeit zu reduzieren (was gerade die jüngere Generation auch gerne tun will), um mehr private Aufgaben zu übernehmen. Männer, die – mit guten Argumenten im Gepäck – den Vorstoß wagen, stellen fest: es geht mehr, als mann denkt! Zumindest solange mann nicht – wie oft Frauen – in die 20-Stunden-Falle tappt. Denn: mit einer halben Stelle kann Führung nicht wirklich ausgeübt werden, das berufliche Fortkommen leidet. Von den Auswirkungen auf den Rentenanspruch ganz zu schweigen. 32 Wochenstunden für Mann und Frau, eine Idee der Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Allmendinger, könnte eine Lösung sein. Von der Produktivität her betrachtet, steht sie der jetzigen Vollzeit vermutlich nicht viel nach. Mit einer gewissen Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung würde sie der Realität Rechnung tragen, daß es im Leben mehr gibt als Erwerbsarbeit, z.B:. berufliche Weiterbildung, Kindererziehung, Pflegeaufgaben, ehrenamtliches Engagement. Ein großes Potential an Fachkräften käme wieder zurück auf den Markt. Unterstützende Rahmenbedingungen vorausgesetzt.

Das spannendste Ergebnis der Allensbach-Umfrage: zwei von drei Frauen meinen, sie müssten sich zur Vertretung ihrer Interessen stärker organisieren. Dem kann ich nur zustimmen. Verbände wie der BPW, die sich für Gleichstellung engagieren, freuen sich über Verstärkung. Das Engagement dort fördert persönliche Entwicklung und berufliche Vernetzung. Vorbilder zeigen, wie es gehen kann. Im Privaten empfiehlt sich, das Thema Vereinbarkeit schon in der Familienplanungsphase zu erörtern. Denn mit der Geburt eines Kindes rutschen Paare oft unbewußt blitzschnell in überholte Rollenmuster. Frau findet sich als Hauptverantwortliche für Erziehung, Haushalt und Beziehung wieder, Mann als Ernährer. Aus diesen Rollen wieder auszusteigen, ist mühsam. Läßt der bisherige Arbeitgeber Vereinbarkeitsoptionen vermissen, kann ein Unternehmenswechsel oder der Schritt in die Selbständigkeit eine strategische Option sein.
Dieser Tage besonders angesagt: zur Wahl gehen. Davor empfiehlt sich z.B. die Lektüre der Wahlprüfsteine des Deutschen Frauenrats.

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